communicare ergo sum

Wie ich schon in dem Artikel über NOS Süd erwähnte, eines der interessantesten Themen, worüber wir in Karlsruhe debattiert haben, ist das Berufsbild des Softwareentwicklers. In einem Punkt waren wir uns alle einig:  der Softwareentwickler muss ein kleines Kommunikations-Genie sein!
Er muss sich in der Lage seines Gesprächspartners versetzen können, um Antworten auf noch nicht gestellten Fragen auszusprechen zu können; er muss seinem Gegenüber diplomatisch den rechten Weg zeigen, vor allem da dieser meistens überhaupt keinen blassen Schimmer von dem hat, was alles in einem Softwareprojekt möglich ist bzw. beachtet werden muss.

In den letzten Tagen habe ich den Eindruck bekommen, dass die Sommerhitze viele dazu gebracht hat, ihr sonst immer vorhandenes Talent im Bereich der Kommunikation zu vergessen. Alle diese Leute sind hochqualifizierte IT-Professionals, die, wenn sie sich zusammentun würden, alles schaffen könnten, was sie sich nur in den Kopf setzen. Ich habe bisher von ihnen wahnsinnig viel gelernt und das wird sich sicher niemals ändern.
Ich hätte allerdings diese Diskussion etwas anders geführt, und zwar nach diesen Regeln:

  1. Niemals in der Hitze des Gefechts antworten: das ist wahrscheinlich das Schwierigste, und in den heutigen digitalen Welt, wo man schnell und von überall antworten kann, ist es fast unmöglich diesem Drang zu wiederstehen.  In der  Twitter- und Blog-Welt verläuft die Kommunikation nicht mehr nur zwischen den einzelnen Beteiligten, sondern vor der “versammelten Mannschaft”. Dies führt unweigerlich dazu, dass jedes Wort schwerwiegender ist und die Folgen eines falsch gewählten Ausdruckes viel gravierender sind.
  2. Niemals jemanden öffentlich Beleidigen: auch wenn jemand einen Fehler gemacht hat, hat es gar keinen Sinn, ihn in eine Situation zu bringen, bei der er mit dem Rücken zur Wand steht. In 90% der Fällen würde aufgrund des Prinzips “Angriff ist die beste Verteidigung” einfach nur zurück-beleidigt werden, wahrscheinlich auf einer noch schlimmeren Art, um seine “Stärke” zu beweisen. Die Leute, die trotzdem objektiv bleiben und ihre eventuelle Schuld eingestehen sind sehr, sehr selten. Und noch seltener die, die sich nach eine Beleidigung öffentlich entschuldigen.
  3. Dem Anderen immer eine Wahl lassen: das Ziel sollte doch immer ein Konsens sein, sonst würde man einfach nur Befehle erteilen und dies ist bekanntlich keine Kommunikation. Also bevor man ein Gespräch beginnt, muss man sich im klaren sein, was er von dem Anderen erwartet und ob das überhaupt fair bzw. machbar ist.
  4. Niemals einen verlorenen Kampf beginnen: wenn es mir klar ist, dass der Gesprächspartner niemals meinem Wunsch entsprechen würde, wozu dann eine Diskussion anfangen? Man muss nicht immer alles durchsetzen, es geht ja hier nicht um Leben und Tod.
  5. Ich entschuldige mich bei den Lesern, die sich jetzt berechtigt fragen, um welche Diskussion es hier geht. Dies ist unwichtig, “vergangen sei vergangen und Zukunft ewig fern … “, es ist viel wichtiger, dass man endlich den gewünschten Konsens findet.
    Diese Community ist noch sehr jung und sehr empfindlich, es würde uns allen schaden, sie teilen zu müssen.
    Ich bin derselbe Meinung wie Mike, unser Ziel ist lernen und lehren mit Freude und Leidenschaft.